Innenansichten – Interview mit Christiana Biron

 

 

München. Christiana Biron hat in ihrer Installation „Innenansichten“ persönliche Erfahrungen mit verschiedenen Religionen künstlerisch verarbeitet. Gemeinsam mit Fotograf Andreas Huber zeigt sie, wie Symbole, Projektionen und Vorurteile wirken – und wie schmerzhaft Zuschreibungen sein können. Im Gespräch mit dem Evangelischen Bildungswerk München spricht Biron über kontemplative Innenschau und wache Wahrnehmung, über die Trennlinien zwischen Religion und Glaube und darüber, warum sie ihre Kunst als Einladung zum Selbstbeobachten versteht. Die Daten zur Vernissage und Ausstellung im Evangelischen Bildungswerk München lesen Sie am Ende des Interviews. Das Foto können Sie frei verwenden unter der Angabe des Copyrights Biron.

 

ebw: Ihr Kunst-Projekt „Innenansichten“ zeigt Sie in Porträts mit religiösen Symbolen stets mit geschlossenen Augen. Nur das eine Bild ohne Symbol blickt wach nach außen. Was bedeutet dieser Kontrast?

Biron: Geschlossene Augen stehen für die kontemplative Innenschau – Beten, Meditieren, Innehalten, zu überlegen, ob mein Verhalten im Außen m Einklang mit meinen Werten steht oder ob ich es ggf. korrigieren sollte. Offene Augen stehen für wache Wahrnehmung und Gestaltung des Außen nach meinen Werten. Beides ergänzt sich wie Tag und Nacht: Innere Klarheit führt ins Handeln, wache Wahrnehmung ins Gestalten.

ebw: Sie nutzen den Ausdruck „To put people into boxes“ als visuelles Konzept. Welche Rolle spielt diese Interaktion?

Biron: Wir alle neigen dazu, andere vorschnell in Schubladen zu stecken – ein Vorgang, der verletzend sein kann, wie kleine Stiche. Deshalb habe ich Vorurteile auf Zetteln gesammelt, die Betrachterinnen und Betrachter mit roten Reißnägeln in die Fotos stechen können. Dieses Bild erinnert mich an den heiligen Sebastian, der von Pfeilen durchbohrt dargestellt wird. Auch jedes Vorurteil trifft wie ein körperlicher Schmerz. Die Überwindung, einen solchen Akt der Aggression selbst auszuführen, gehört bewusst zur Erfahrung des Werkes.

ebw: Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, eigene Begriffe zu den Bildern zu notieren. Was möchten Sie damit anstoßen?

Biron: Meine Fotos dienen als Projektionsfläche. Ich möchte anregen, sich selbst zu beobachten: Welche Gefühle und Gedanken lösen religiöse Symbole in mir aus? Wer mag, kann diese öffentlich machen – oder in sich selbst reflektieren.

ebw: Sie unterscheiden klar zwischen „Religion“ und „Glaube“. Wie verstehen Sie diesen Unterschied?

Biron: Religion ist für mich eine kulturell organisierte Form des Glaubens mit Regeln, Ritualen und Gemeinschaft. Sie kann Halt geben, wird aber auch politisch instrumentalisiert. Glaube hingegen ist ein inneres Vertrauen in eine göttliche Weisheit – wie eine Quelle, die Kraft und Klarheit schenkt. Ohne gelebten Glauben bleibt Religion nur ein äußeres Gerüst.

ebw: Welche Botschaft möchten Sie Menschen mitgeben, die zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen leben?

Biron: Für mich ist das Göttliche der Kern unseres Daseins. Viele Wege führen dorthin – manche gerade, andere verschlungen. Es gibt keinen richtigen oder falschen, nur den eigenen Weg. Meine Kunst möchte Mut machen, diesen Weg bewusst zu gehen.

 

 

Was: Innenansichten. Eine künstlerische Intervention. Vernissage mit Andreas Huber und Christiana Biron

Wann: Di 07.10.2025, 18.00 Uhr, Anmeldung bitte unter service@ebw-muenchen.de oder Tel.: +49 (0) 89 55 25 80-0

Wo: Evang. Bildungswerk München Herzog-Wilhelm-Str. 24/III, 80331 München

Kostenlos

 

Was: Ausstellung „Innenansichten“.

Wann: Öffnungszeiten der Ausstellungen Mo, Di, Mi 08.30 – 12.00 Uhr, 13.00 – 15.00 Uhr, Do 12.30 – 16.00 Uhr (oder nach Vereinbarung)

Kostenlos

Mehr zu Christiana Biron unter http://tiana-alexis.de/

Christiana Biron ist 1977 in München geboren.
Biron arbeitet vor allem in dem Medium Collage, doch Ihre Kunst beinhaltet auch Zeichnungen, Peformance, Installationen, Videoarbeiten und Text.

Sie hat Ihr Studium in Kommunikationsdesign im Institut für Grafik und Design INGD in Hamburg im Jahr 2002 abgeschlossen. Sie nahm seit dem an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen unter ihrem Namen Christiana Biron als auch unter ihrem Pseudonym tiana-alexis in Deutschland und im Ausland teil. (u.a. Künstlerhaus Stuttgart, Kunsthalle Darmstadt, Charlama Depot, Sarajevo, SKC Belgrad)

Neben ihrer Kunst arbeitet Biron seit 2006 als Kunstpädagogin. So z.B. im Diözesanmuseum Freising, Jagd- und Fischereimuseum München, im Freilichtmuseum Glentleiten, im Kinderheim Inselhaus in Eurasburg, im Kinderheim Egipat in Sarajevo, in der gelben Villa in Berlin, im Buchheimmuseum in Bernried und im Flüchtlingsheim Seeheim.

Biron lebte einige Jahre in Hamburg, Berlin und Sarajevo und wohnt und arbeitet seit 2013 in Ammerland am Starnberger See. Sie bestand 2023 ihren Falknerjagdschein, DFO Wunsiedel

 

Evangelisches Bildungswerk München e.V. (ebw): Der gemeinnützige Verein ist Dachverband für die evangelischen Gemeinden und Dienste im Dekanat München, um Bildung für Erwachsene zu fördern und zu unterstützen. Neben Veranstaltungen, Seminaren und Fortbildungen engagiert sich das Evangelischen Bildungswerk auch für die Förderung und Präsentation von Kunst und Kultur.

Kontakt: Evangelisches Bildungswerk München Herzog-Wilhelm-Straße 24/III 80331 München

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